Die erste gemeinsame Mahlzeit zu erleben, kann für Familien mit Kindern manchmal ein holpriger Weg sein. Nutze diese kleinen Tricks.
Das Erleben der ersten gemeinsamen Mahlzeiten kann für Familien mit Kleinkindern eine echte Herausforderung sein. Viele erinnern sich an elterliche Ermahnungen wie „Nimm die Finger aus dem Kartoffelbrei!“ aus ihrer eigenen Kindheit. Der Umgang mit Messer, Gabel und Löffel, der für Erwachsene selbstverständlich erscheint, ist für Kleinkinder eine komplexe Aufgabe.
Das Erlernen des korrekten Essverhaltens mit Kinderbesteck erfordert viel feinmotorische Geschicklichkeit. Eltern sollten Geduld aufbringen und ihre Kinder schrittweise an die Tischmanieren heranführen. Sie können durch spielerische Aktivitäten wie Brettspiele die motorischen Fähigkeiten der Kinder gezielt unterstützen.
Feinmotorische Entwicklung bei den gemeinsamen Mahlzeiten spielerisch fördern
Für Kleinkinder stellt das korrekte Halten von Messer, Gabel oder Löffel eine ähnlich große Herausforderung dar wie das richtige Halten eines Stiftes. Da Kinder schon früh an das Gefühl gewöhnt werden, einen Löffel im Mund zu haben, haben sie hier einen wichtigen Vorteil für zukünftige Lernprozesse.
Wenn Kinder den Umgang mit Besteck lernen sollen, gibt es kaum ein besseres Rezept als kontinuierliches Training. Das kann, muss aber nicht ausschließlich am Esstisch stattfinden. Brettspiele für Kinder können helfen, die feinmotorischen Fertigkeiten für die sichere Nutzung von Kinderbesteck gezielt zu fördern.
Das Brettspiel Spaghetti von Michal Golebiowski (Verlag Huch & Friends) etwa spricht Kinder ab 6 Jahren an, kann aufgrund seines Spielmaterials jedoch auch für Besteckübungen eingesetzt werden. Die „Spiel-Spaghetti“ lassen sich hervorragend mit der Gabel aufrollen, während die hölzernen Fleischbällchen sich wunderbar auf einem Löffel balancieren lassen. Kreative Eltern finden darüber hinaus viele weitere Spiele, mit denen sie ihren Kindern den Umgang mit Besteck lernen lassen – oder suchen auf einer Brettspiel-Webseite im Internet nach passenden Familienspielen.
- Auf die Plätze, buddelt los! Wer hat den Super-Maulwurf, der sich zur Goldenen Schaufel durchgräbt?
- Alle Spieler versuchen, möglichst viele eigene Maulwürfe durch die vier Buddel-Schichten zu bringen....
- Nur wer rechtzeitig ein Buddel-Loch erreicht, bleibt im Rennen, die anderen fliegen raus. Gewonnen hat...
Im Detail sind bei Kleinkindern bezüglich ihrer Feinmotorik folgende Entwiclungsschritte sichtbar:
- Etwa ab dem 3,5. bis 4.Lebensjahr verbessert sich die Fingerfertigkeit von Kindern enorm.
- Kindergartenkinder lernen in diesem Alter die richtige Stifthaltung und sind in der Lage einfache geometrische Formen zu zeichnen. Die richtige Stifthaltung ist ein wesentlicher Schritt für das Benutzen von Kinderbesteck.
- Durch die Verbesserung der Fingerfertigkeit können Kindergartenkinder sich selbstständig anziehen, aber auch filigrane Bewegungsabläufe wie das Auspacken eines Bonbons ausführen.
- Je nach individueller Entwicklung sind auch Auffädelungsspiele (z.B. Perlen auf eine Schnur) oder das Papierfalten möglich.
Weil auch das technische Verständnis für Spielzeuge bereits in einem Alter von ca. 16 Monaten vorhanden ist, können Spielgeräte wunderbar als spielerische Fördermittel eingesetzt werden. Einer US-Studie zufolge analysieren Kleinkinder fehlerhafte Defekte an Spielzeugen ebenso wie Erwachsene.
Feste Rituale helfen
Dass Mama in ihrem neuen Bestseller liest, während die Schwester wild am Smartphone tippt und Papa auf dem Laptopbildschirm die Tagesnachrichten verfolgt, ist keine humoristische Einlage aus einem Theaterstück, sondern eine Szene direkt aus dem Alltag vieler Familien. Zwar ist die gemeinsame Mahlzeit in entspannter Atmosphäre oft ein Wunsch von Eltern, mit der konkreten Umsetzunghapert es dann jedoch.
Die gesamte Familie gemeinsam an den Esstisch zu bringen ist dabei einfacher als gedacht, wenn man als Erwachsener stets die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder im Hinterkopf behält. Ausgedehnte Geduldsspiele helfen wenig, auch wenn Kleinkinder regelmäßig über eine hohe Frustrationstoleranz verfügen. Im Zweifelsfall sorgen unnötige Geduldsproben sogar für gegenteilige Ergebnisse. Wer von Kindern lediglich verlangt, bestimmte Regeln von Erwachsenen zu befolgen, kann sich das gemeinsame Mittagessen nur erzwingen und erntet dafür oft kindliches Unverständnis ob der Einhaltung sozial anerkannter Verhaltensweisen.
Für Kleinkinder, die auch den Umgang mit Besteck spielerisch lernen müssen, sollte die gemeinsame Mahlzeit eher einem unterhaltsamen Event gleichen als einer angeleiteten Regelveranstaltung. Kleine Spiele oder spielerische Belohnungen, helfen Kleinkindern dabei, die Motivation für längeres Sitzen aufrecht zu erhalten. Eltern sollte daher bei ihren Kindern eine gespannte Erwartungshaltung schaffen. Kindern eine Spielrunde in Aussicht zu stellen, die im Anschluss an das Mittagessen stattfindet, ist daher sinnvoller als ein unverständliches Regelwerk vermitteln zu wollen.
Passend sind etwa Kartenspiele für Kinder, die leicht verständlich sind und durch kurze Spielrunden auffallen. Wenn Kinder Gefallen an den belohnenden „Familienspielrunden“ finden, werden sie die Geduld für die gemeinsame Mahlzeit gern aufbringen – und im Laufe der Zeit auch die Teilnahme am Tischritual als Erfolg feiern. Selbstverständlich sollten Eltern nicht gänzlich auf die Vermittlung von grundlegenden Regeln verzichten. Dazu zählt das Tischdecken ebenso wie das Abräumen des benutzten Geschirrs.
Weil Kinder durch ihre Vorbilder am Modell lernen, sollten Eltern ihrer Vorbildfunktion stets nachkommen. Sich auf die gemeinsame Mahlzeit zu konzentrieren, am Esstisch miteinander zu kommunizieren und die Nahrung mit Genuss aufzunehmen, muss ein Selbstverständnis sein.
von André Volkmann (www.Spielpunkt.net)